Kauf­bera­tung GPS-​Ge­rä­te für Moun­tain-​Bi­ker und Renn­rad-​Fah­rer


Hin­weis zur Ak­tua­li­tät die­ses Ar­ti­kels

Der fol­gen­de Ar­ti­kel (ein­schließ­lich der Er­klä­rung zu mög­li­chen In­te­res­sens-​Kon­flik­ten) gibt mei­nen Kennt­nis­stand und die Si­tua­ti­on zum 01.08.2019 wie­der. Die­ser Ar­ti­kel wur­de seit­dem nicht ak­tua­li­siert.


Er­klä­rung zu mög­li­chen In­te­res­sens-​Kon­flik­ten

Ab­ge­se­hen von der nor­ma­len Be­zie­hung zwi­schen Her­stel­ler und Kun­de oder Lie­fe­rant und Kun­de ste­he ich in kei­ner Be­zie­hung zu Gar­min oder ei­nem an­de­ren Her­stel­ler von GPS-​Ge­rä­ten oder zu Händ­lern, die die­se Ge­rä­te ver­kau­fen.

Ich ha­be al­le in un­se­rem Ei­gen­tum be­find­li­chen GPS-​Ge­rä­te aus ei­ge­nen Mit­teln von Händ­lern mit Sitz in Deutsch­land er­wor­ben, oh­ne da­bei mit­zu­tei­len, daß ich even­tu­ell über mei­ne Er­fah­run­gen mit die­sen Ge­rä­ten öf­fent­lich be­rich­ten wer­de. Ich ha­be nie­mals Geld oder an­de­re Vor­tei­le da­für er­hal­ten oder Nach­tei­le da­für in Kauf neh­men müs­sen, daß ich be­stimm­te Fak­ten oder Mei­nun­gen über be­stimm­te Ge­rä­te pub­li­zie­re oder nicht pub­li­zie­re.


Vor­wort, Mo­ti­va­ti­on

Ich fah­re seit 1986 in­ten­siv Mountain-​Bike und nut­ze da­bei seit un­ge­fähr 2003 in­ten­siv GPS-​Ge­rä­te. Aus die­sen Er­fah­run­gen he­raus möch­te ich den ge­neig­ten po­ten­ti­el­len Käu­fer ei­nes GPS-​Ge­räts mit dem fol­gen­den Ar­ti­kel ein we­nig bei der Aus­wahl des pas­sen­den Ge­räts un­ter­stütz­ten.

Um es noch­mals ab­so­lut deut­lich zu ma­chen: Ich be­leuch­te das The­ma aus­schließ­lich aus der Sicht von am­bi­tio­nier­ten Mountain-​Bikern oder Renn­rad-​Fah­rern, und füh­re im Fol­gen­den die Kri­te­ri­en auf, die aus mei­ner Sicht für die­se Ziel­grup­pe kauf­ent­schei­dend sein soll­ten.


1) Strom­ver­sor­gung

Die Lauf­zeit ei­nes GPS-​Ge­räts und in der Fol­ge die Art der Strom­ver­sor­gung ist für Moun­tain-​Bi­ker und Renn­rad-​Fah­rer we­sent­lich wich­ti­ger als für an­de­re Nut­zer­grup­pen:

Wohl kaum ein Wan­de­rer oder Geo-​Ca­cher möch­te sei­ne Herz­fre­quenz stän­dig im Blick ha­ben oder ver­säumt ei­nen Ab­zweig, wenn er nicht stän­dig die Kar­te vor Au­gen hat. Zu­dem hat er meist bei­de Hän­de frei. Er kann al­so die Lauf­zeit sei­nes Ge­räts ent­schei­dend ver­län­gern, in­dem er es so kon­fi­gu­riert, daß es ei­ni­ge Se­kun­den nach der letz­ten er­folg­ten Be­die­nung ei­nen Schlaf­zu­stand ein­nimmt, wo­bei ins­be­son­de­re das Dis­play ab­ge­schal­tet wird. Bei Be­darf kann er es prob­lem­los wie­der ak­ti­vie­ren.

Sport­lich am­bi­tio­nier­te Moun­tain-​Bi­ker oder Renn­rad-​Fah­rer hin­ge­gen möch­ten die wich­tig­sten Da­ten des Trip-​Com­pu­ters so­wie die Kar­te stän­dig im Blick ha­ben. Oh­ne re­gel­mä­ßi­gen Blick auf die Kar­te und den da­rauf sicht­ba­ren Track ist leicht ein Ab­zweig ver­säumt, wenn man sich auf das Ge­län­de statt auf Schil­der kon­zen­trie­ren muß oder wenn man schnell fährt. Auch ei­ni­ge der vom Trip-​Computer ge­zeig­ten Da­ten soll­ten re­gel­mä­ßig zur Kennt­nis ge­nom­men wer­den, so viel­leicht die be­reits zu­rück­ge­leg­te Ta­ges­stre­cke, die ak­tu­el­le Hö­he, die ge­sam­ten ge­fah­re­nen Auf­wärts-​Hö­hen­me­ter oder die Herz­fre­quenz.

Al­lein schon des­halb ver­bie­tet es sich, das Ge­rät wie oben be­schrie­ben strom­spa­rend zu kon­fi­gu­rie­ren. Zu­dem wür­de ei­ne Re-​Ak­ti­vie­rung des Ge­räts oder des Dis­plays die Weg­nah­me min­de­stens ei­ner Hand vom Len­ker er­for­dern, was er­stens sehr ge­fähr­lich sein kann, zwei­tens beim lei­stungs­ori­en­tier­ten Fah­rer den Rhyth­mus stört und die Lei­stung min­dert und drit­tens in fahr­tech­nisch schwie­ri­gen Pas­sa­gen nicht mög­lich ist.

Zu­sam­men­fas­send ist für den Road-​ und Moun­tain-​Bi­ker die Lauf­zeit sei­nes GPS-​Ge­räts und die Art der Strom­ver­sor­gung wich­ti­ger als für an­de­re Nut­zer­grup­pen und soll­te ein ent­schei­den­des Kri­te­ri­um beim Kauf sein, weil beim Rad­sport ein strom­spa­ren­der Be­trieb des Ge­räts mit zeit­wei­se aus­ge­schal­te­tem Dis­play nicht in Fra­ge kommt.

Lei­der fol­gen man­che Her­stel­ler von GPS-​Ge­rä­ten mitt­ler­wei­le den un­se­li­gen Ten­den­zen im Smart­phone-​Markt und ver­se­hen ih­re Ge­rä­te mit nicht wech­sel­ba­ren Ak­kus.

Ich ra­te vom Kauf ei­nes GPS-​Ge­räts mit fest ein­ge­bau­tem Ak­ku strikt ab und be­grün­de dies wie folgt:

a) Bei ei­ner sehr lan­gen Tour (oder un­er­war­te­ten Hin­der­nis­sen oder Prob­le­men, die ei­ne Ver­län­ge­rung nach sich zie­hen) muß man die Ak­kus wech­seln kön­nen. Ich ha­be au­ßer­ge­wöhn­lich lan­ge Ta­ges­tou­ren oder mehr­tä­gi­ge Tou­ren er­lebt, auf de­nen kei­ne Mög­lich­keit zum zwi­schen­zeit­li­chen La­den des GPS-​Ge­räts ge­ge­ben war.

Für sol­che Si­tua­tio­nen möch­te man Er­satz-​Ak­kus mit­neh­men und die­se ein­fach wech­seln kön­nen. Die Ak­kus soll­ten da­bei mög­lichst Stan­dard-​Grö­ße ha­ben (z.B. Mig­non - AA), so daß man sie not­falls auch durch Bat­te­rien er­set­zen kann, die man auch an den ab­ge­le­gen­sten Or­ten der Er­de für klei­nes Geld kau­fen kann.

Bei­spiels­wei­se kann man beim Ore­gon 700 von Gar­min rea­li­stisch mit 12 Stun­den Lauf­zeit mit ei­nem Paar gu­ter NiMH-​Ak­kus rech­nen (GPS ­ Glo­nass an­ge­schal­tet, Wi­Fi und Blue­tooth aus­ge­schal­tet, Hin­ter­grund-​Be­leuch­tung auf 20%). Wenn man 6 Paar Ak­kus mit­führt, was vom Ge­wicht her ver­nach­läs­sig­bar ist, über­steht man auch ei­ne Al­pen-​Über­que­rung oh­ne La­de­ge­rät und hat da­bei noch kom­for­tab­le Re­ser­ven.

b) Die Li-​ION-​Ak­kus, die in den Ge­rä­ten mit nicht wech­sel­ba­rem Ak­ku ver­baut sind, sind emp­find­lich ge­gen Käl­te. In gro­ßer Käl­te lie­fern der­zeit nur Li­thium-​Bat­te­rien zu­ver­läs­sig Ener­gie; die­se gibt es glück­li­cher­wei­se auch in der Mig­non-​Bau­form (AA). Bei Ge­rä­ten mit wech­sel­ba­ren Ak­kus wie dem Ore­gon 700 von Gar­min kön­nen sol­che Bat­te­rien prob­lem­los zur Strom­ver­sor­gung ver­wen­det wer­den.

c) Es gibt NiMH-​Ak­kus in Mig­non-​Bau­form (AA), die sich in 20 Mi­nu­ten la­den las­sen. Ei­ne sol­che Schnell­la­dung ver­kürzt zwar die Le­bens­dau­er der Ak­kus, es spricht aber nichts da­ge­gen, die­se Mög­lich­keit im Aus­nah­me­fall an­zu­wen­den. Im Ur­laub mor­gens vor An­tritt ei­ner Tour fest­zu­stel­len, daß man ver­ges­sen hat, den Ak­ku sei­nes GPS-​Ge­räts zu la­den, und daß man nun vier Stun­den lang war­ten muß, bis des­sen fest ein­ge­bau­ter Ak­ku via USB ei­nen ak­zep­tab­len La­dungs­stand auf­weist, dürf­te we­sent­lich un­an­ge­neh­mer sein als die durch ei­ne Schnell­la­dung be­ding­te klei­ne zu­sätz­li­che Al­te­rung der Ak­kus.

d) USB-​Schnitt­stel­len, wie sie zur La­dung fest ein­ge­bau­ter Ak­kus ver­wen­det wer­den, sind Soll-​Bruch­stel­len, ins­be­son­de­re in der Mini-​ und Micro-​Aus­füh­rung; das Glei­che gilt für die Gum­mi-​Stop­fen samt ih­rer lapp­ri­gen Be­fes­ti­gun­gen, die die USB-​Buch­sen bei ty­pi­schen GPS-​Ge­rä­ten ab­de­cken, um die­se was­ser­fest zu ma­chen.

Die Me­cha­nik und Dich­tung der Bat­te­rie­fä­cher hin­ge­gen ist meist so­li­de aus­ge­führt. Ich hat­te noch nie ein Prob­lem mit Un­dich­tig­kei­ten oder gar Brü­chen an die­ser Stel­le, auch wenn der De­ckel meh­re­re hun­dert Ma­le ge­öff­net und ge­schlos­sen wur­de.

Ich be­vor­zu­ge es, zum La­den das Bat­te­rie­fach zu öff­nen, die Ak­kus zu ent­neh­men und ex­tern zu la­den, sie wie­der ein­zu­le­gen und das Bat­te­rie­fach wie­der zu ver­schlie­ßen, an­statt den Gum­mi-​Stop­fen aus der USB-​Buch­se zu he­beln, da­bei sei­ne Be­fe­sti­gung zu be­schä­di­gen, das La­de­ka­bel in die Buch­se zu drü­cken und fest­zu­stel­len, daß die Ori­en­tie­rung falsch war, es um­zu­dre­hen und noch­mals hi­nein­zu­drü­cken, lan­ge Zeit auf die Fer­tig­stel­lung der La­dung zu war­ten, das Ka­bel wie­der zu ent­fer­nen und den Gum­mi­stop­fen mit viel Ge­duld wie­der so auf die Buch­se zu set­zen, daß sie dicht ver­schlos­sen ist.

e) Schluß­end­lich al­tern auch Li-​ION-​Ak­kus; bei nor­ma­lem Ge­brauch ha­ben sie nach zwei Jah­ren ei­nen er­heb­li­chen Teil ih­rer Ka­pa­zi­tät ein­ge­büßt. Zum Tausch des Ak­kus muß das Ge­rät zur Re­pa­ra­tur ein­ge­schickt wer­den, wenn man nicht selbst das nö­ti­ge Wis­sen und Werk­zeug be­sitzt. Für mich wä­re das nicht ak­zep­ta­bel.


Be­son­der­hei­ten spe­zi­fi­scher Ge­rä­te:

- Für ei­ni­ge sei­ner grö­ße­ren Ge­rä­te (Mon­ta­na, Mon­ter­ra, 276cx) hat Gar­min ei­ne sehr cle­ve­re Va­ri­an­te der Strom­ver­sor­gung kon­stru­iert, die nach mei­nem Wis­sen ein­ma­lig am Markt ist: De­ren Bat­te­rie­fä­cher kön­nen je­weils ent­we­der den mit­ge­lie­fer­ten Li-​ION-​Ak­ku oder al­ter­na­tiv drei Ak­kus oder Bat­te­rien in Mig­non-​Bau­form (AA) auf­neh­men. Da­mit ste­hen al­le Mög­lich­kei­ten of­fen.

Im all­ge­mei­nen wer­den die­se Ge­rä­te al­ler­dings (zwar nicht von mir, aber of­fen­bar von der Mehr­heit der Sport­ler) als zu groß für den Rad­sport be­trach­tet.

- Für den Edge 1030 von Gar­min gibt es ein Zu­be­hör, das ich we­der bei Gar­min noch bei an­de­ren Her­stel­lern in die­ser Form bis­lang ge­se­hen ha­be, näm­lich ei­ne Art Po­wer­bank, die sich mit der Hal­te­rung des Ge­räts in­te­griert und mit die­sem dann ei­ne Ein­heit bil­det. Die­se Lö­sung ver­mei­det den wich­tig­sten der oben dar­ge­leg­ten Nach­tei­le von fest ein­ge­bau­ten Ak­kus: Die Lauf­zeit wird nur noch von der An­zahl der mit­ge­führ­ten Po­wer­banks li­mi­tiert.

Die an­de­ren Nach­tei­le ver­blei­ben je­doch: Auch die Po­wer­bank speist sich aus ei­nem Li-​ION-​Ak­ku; die Lö­sung er­laubt we­der, ei­ne an­de­re Art von Ak­kus oder Bat­te­rien zu ver­wen­den, noch bie­tet sie die Mög­lich­keit der Schnell­la­dung. Das Ge­rät wird nach wie vor per USB ge­la­den, und der fest ein­ge­bau­te Ak­ku des Edge 1030 al­tert bei Ver­wen­dung der Po­wer­bank nicht lang­sa­mer als oh­ne und muß ei­nes Ta­ges ge­tauscht wer­den.